Building Circular
Prof. Florian Nagler: Einfach Bauen - Gebäudetyp E
Dienstag, 24. September 2024 | Online Event
Vorstellung der Forschungshäuser in Bad Aibling
Das innovative Forschungsprojekt “Einfach Bauen”, initiiert von der Technischen Universität München, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Komplexität im Bauwesen zu reduzieren und gleichzeitig die Langlebigkeit und Robustheit von Gebäuden zu erhöhen. Rrof. Florian Nagler als einer der führenden Köpfe hinter diesem Ansatz, wird die Forschungshäuser in Bad Aibling vorstellen, die als praktische Beispiele für diese Philosophie dienen. Diese Häuser demonstrieren, wie durch monolithische Wandaufbauten und den Verzicht auf übermäßige Technik und Fremdstoffe, einfache und zugleich effiziente Bauweisen realisiert werden können.
Die Forschungshäuser, die auf dem Gelände der B&O-Gruppe in Bad Aibling errichtet wurden, repräsentieren drei verschiedene Baumaterialien: Holz, Mauerwerk und Beton. Sie zeigen, wie durch die Nutzung der Speichermasse dieser Materialien und einer angepassten Architektur ein stabiles Raumklima ohne den Einsatz komplexer Haustechnik erreicht werden kann. Herr Nagler wird die Ergebnisse der realen Nutzungsbedingungen dieser Häuser präsentieren und aufzeigen, wie diese Erkenntnisse für zukünftige Bauprojekte genutzt werden können.
Das Event bietet eine einzigartige Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, wie das Konzept des “Einfachen Bauens” in die Praxis umgesetzt wurde. Teilnehmer können sich auf einen tiefgreifenden Einblick in die Herausforderungen und Lösungen freuen, die das Team um Herrn Nagler entwickelt hat, um Architektur zurück zu ihren Wurzeln zu führen und dabei moderne Anforderungen nicht aus den Augen zu verlieren.
Event-Zusammenfassung (KI)
Einfach Bauen: Innovationen und Herausforderungen im modernen Bauwesen
Im Rahmen des Webinars "Prof. Florian Nagler: Einfach Bauen - Gebäudetyp E" trafen sich Experten, um über zukunftsweisende Ansätze im Bereich des nachhaltigen Bauens zu diskutieren. Als Hauptakteure präsentierten sich der renommierte Architekt Prof. Florian Nagler, die maßgeblich an der Entwicklung des Gebäudetyps E beteiligt ist. Die Veranstaltung zielte darauf ab, innovative Bauweisen und Materialien zu integrieren, um sowohl ästhetisch ansprechende als auch ökologisch effiziente Lösungen umzusetzen.
Prof. Florian Nagler widmete sich insbesondere der Vereinfachung von Bauprozessen. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand die Reduzierung der Komplexität moderner Bauprojekte. Anhand von realisierten Projekten, wie dem Schmutzhal Gymnasium in Diedorf, einem Plusenergie-Gebäude, thematisierte Nagler den sogenannten Performance-Gap – die Diskrepanz zwischen geplanten und tatsächlich erreichten Leistungsniveaus. "Je größer die Ambition im Projekt, desto größer der Performance-Gap", erklärte Nagler und betonte die Herausforderungen, die durch die Vielschichtigkeit der Technik entstehen. Eine Studie britischer Kollegen hatte ähnliches gezeigt: 95 % von 60.000 untersuchten Schulgebäuden in Europa erfüllen nicht die geplanten Betriebsanforderungen.
Im Hinblick auf Energieeffizienz kritisierte Nagler die oftmals enttäuschende Energieeinsparung durch Technologien wie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Er argumentierte, dass die tatsächlichen Einsparungen weit hinter den prognostizierten 24 % zurückbleiben und die ökonomische und ökologische Bilanz solcher Maßnahmen infrage stellen. Der hohe Stromverbrauch technologisch ausgestatteter Haushalte verdeutlicht die Annahme, dass eine ausschließliche Fokussierung auf Technik ein Irrweg sei. "Menschen lüften nicht nach Norm, sondern nach subjektivem Bedürfnis", betonte Nagler.
Ein weiteres zentrales Thema war die Materialwahl. Prof. Florian Nagler hob die Bedeutung einer monolithischen Bauweise mit minimalem Technikeinsatz hervor. Materialien wie massives Holz, mit Luftkammern versehene Ziegel und Dämmbeton sind bereits verfügbar und verhelfen zu einem ressourcenschonenderen Bau. Für besonders bemerkenswert hielt er den klassischen Altbauwohnungsraum, der sich als energetisch effizient erwiesen hat, sowie konstruktive Innovationen wie Rundbögen für Fensteröffnungen. "Diese Außenwand ist komplett ohne Stahl", erläuterte er stolz.
Der Einsatz von sortenreinen Baustoffen und die Implementierung von Recyclingkonzepten wurden als weitere Schritte hin zu einer kreislauffähigen Architektur hervorgehoben. Prof. Nagler legte auch ein besonderes Augenmerk auf die graue Energie – die Energiemenge, die während der Herstellung und des Transports von Baumaterialien verbraucht wird. Seine Forschung zeigte, dass tatsächlich gemessene Gebäudedaten den Simulationsergebnissen nahekommen, was für die Effektivität dieser Bauansätze spricht.
Prof. Nagler sprach sich für einen kritischen Umgang mit Beton aus und mahnte angesichts der Ressourcenknappheit zur Vorsicht bei seinem Einsatz. Die Kombination von Holz- und Lehmbauweisen entwickelte sich als vielversprechender Ansatz. Die Nutzung von Lehmstein in Verbindung mit Brettstapelholzwänden und Recyclingziegeln steht im Vordergrund, um den Lebenszyklus von Baustoffen ökonomischer zu gestalten. Diese hybriden Bauweisen weisen hervorragende Flächeneffizienzen auf und reduzieren Kosten für Gebäudetechnik drastisch.
Im Rahmen der Diskussionen zur Effizienzsteigerung im Wohnungsbau lag der Fokus auf der Anpassung bestehender Gebäude, um den Standard eines Effizienzhauses 55 zu erreichen. Laut Prof. Nagler sei es jedoch "jenseits von Gut und Böse", flächendeckend alle Häuser in Deutschland auf diesen Standard anzuheben, angesichts begrenzter Ressourcen und regulatorischer Hürden. Innovative Strategien sind hier gefragt, und eine ausschließliche Technologiefokussierung reicht nicht aus.
Abschließend plädierte Prof. Nagler für eine Vereinfachung der Baubestimmungen. Eine Reform der bestehenden Vorschriftenlandschaft würde den Weg für kreative Lösungen ebnen. Der BUILTWORLD sei ein Beispiel dafür, wie eine Befreiung von unnötigem Regelwerk neue Planungsfreiheiten eröffnen kann. „Wir werden uns auf jedes Haus einlassen müssen“, so Nagler, um adäquate Lösungen zu finden.
Mit der Vielzahl an behandelten Themen macht die Veranstaltung deutlich, wie wichtig ein Paradigmenwechsel im Bauwesen ist. Der zunehmend interdisziplinäre Ansatz, der Architektur und Umwelt miteinander verbindet, kann eine Zukunft sichern, in der Nachhaltigkeit und innovatives Design Hand in Hand gehen. Prof. Florian Naglers Schlussfolgerungen und Einblicke werden sicher weiterhin eine wichtige Rolle in der Gestaltung des Bausektors spielen.